Wettbewerb „Blumenwiese statt Steinwüste“

Susanne Giesen-Pätz

Wesseling. In Zeiten von Klimawandel und Insektensterben ist jede noch so kleine Maßnahme ein Baustein, diesen Problemen entgegen zu wirken. Die Koalition von CDU und Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Wesselinger Stadtrat hat für einen solchen Baustein mit rund 3000,- Euro die Grundlage für einen Wettbewerb in den städtischen Haushalt eingebracht.

„Gärten des Grauens“ nennen Medien oft Schottergärten mit minimalster oder gar keiner Bepflanzung, deren Anzahl auch in Wesseling stärker zunimmt. Sie wirken pflegeleicht, unkrautfrei und modern, ein Trend, der immer mehr in die Kritik gerät. In einigen Kommunen ist diese Art der Gestaltung sogar schon verboten. Warum? Insekten, die an zwar nicht gern im Haus hat, sind ein wichtiger Bestandteil im ökologischen Gleichgewicht für Nutz- wie auch für Zierpflanzen, für Wildblumen und viele andere mehr. „Gärten des Grauens“ entziehen ihnen den Lebensraum und damit die Möglichkeit, ihren erforderlichen Beitrag für eine vielfältige Natur zu leisten.

Freiwillig für mehr Natur

Müssen wir Schottergärten in Wesseling direkt verbieten? Zunächst soll es nach dem Willen der Mehrheitskoalition von CDU und GRÜNEN eine Informationskampagne, unterstützt durch einen Wettbewerb, geben. Ziel ist es, die Menschen freiwillig für mehr Natur in ihren (Vor-)Gärten zu gewinnen.

Die Informationskampagne soll in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station über die Nachteile eines Schottergartens aufklären und anregen, wie ein vielfältig blühender Garten so angelegt werden kann, dass dieser auf Dauer wenig Pflegeaufwand verursacht, aber ein kleines Paradies für Tier- und Pflanzenwelt bildet.

Durch den kommenden Wettbewerb wird ein zusätzlicher Anreiz zum Umsteigen auf einen blühenden (Vor-)Garten geschaffen. Gute Beispiele für den Rückbau von Schottergärten werden honoriert.

Slow cooking – In den Grill gesetzt

Das Klein- und Mikroklima im unmittelbaren Umfelde des Hauses, leidet durch Schottergärten. Ebenso wie die Bewohner, denn Pflanzen verdunsten Feuchtigkeit und kühlen die unmittelbare Umgebung ab. Steine können das nicht. Im Gegenteil: Schottergärten heizen sich in der Sonne auf und geben diese Wärme abends und nachts wieder ab, so dass die nächtliche Abkühlung reduziert wird. Dichtes Blattwerk von Bäumen und Sträuchern dagegen filtert zudem Staub und dämpft Straßenlärm. Ein Schottergarten wirkt, als haben sich die Anwohnenden selbst in einen langsamen brutzelnden Grill gesetzt.

Einsicht statt Verbot

Schottergärten sind biologisch eigentlich tot, sie bieten weder Insekten noch Vögeln Lebensräume oder Nahrungsquellen. Viele begrünte und blühende (Vor-)Gärten eines Wohnbezirks ergänzen sich dagegen zu einer großen vernetzten Fläche. Die Stadt Wesseling darf trotz angespannter Haushaltslage bei den Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels nicht nachlassen. Das kann nur gelingen, wenn die Menschen auch von sich aus ihren Beitrag leisten. Als zunächst: Einsicht statt Verbote und mitmachen beim Wettbewerb. Damit aus „Gärten des Grauens“ wieder Lebensräume werden!